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Auf ein Wort (Oktober 2019)

Lange Zeit dachte ich, „Jesu, meine Freude“ (Nr. 396 im EG) sei ein fröhliches Lied. Immerhin steckt das Wort „Freude“ schon im Titel. Bis ich das Lied tatsächlich im Gottesdienst sang und feststellte: Von unbeschwerter Heiterkeit oder überschwänglicher Freude keine Spur! Da hält einer Leid und Traurigkeit aus. Da spürt einer ganz deutlich: In mir und um mich herum gibt es Dunkelheit und Chaos, die manchmal kaum auszuhalten sind. Auch wir merken immer wieder: In dieser Welt, in unserem Leben gibt es Dunkles. Und es ist völlig verständlich, vielleicht manchmal sogar gesund, dass wir wütend werden angesichts des Leids um uns herum oder in unserem eigenen Leben; dass wir wütend sind auf Versuchungen und Schwächen.

Da weiß aber auch jemand, wohin er sich mit seiner Traurigkeit, seiner Verzweiflung und seiner Sehnsucht wenden kann: An Jesus. Und der ist die richtige Adresse. Denn dieser Jesus kennt unsere Not. In allem Chaos, in allem Leid, IMMER ist er da, leidet mit uns mit, vergibt unsere Schuld. Und auch, wenn es noch nicht in Gänze sichtbar ist, hat er längst klargemacht, dass er stärker ist, als das Dunkel.

Genau das mag ich an diesem Lied: Dass es diese ganze Wut, diesen Trotz, nicht leugnet, sondern zeigt, dass wir als Gottes Kinder tatsächlich und getrost Leid und Dunkel „trotzen“ können! Das gilt auch und gerade dann, wenn uns nicht nach fröhlichem Singen zumute ist. Wenn sich nichts nach Leichtigkeit anfühlt, wenn es um uns herum tobt, dann kann unser Lied doch lauten:

Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei. Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken, Jesus will mich decken. (Johann Franck: Jesu, meine Freude. 1653)

Wenn wir zu diesem Jesus gehören, der stärker ist als alles, was uns begegnet, dann kann in uns eine Freude wachsen, die stark ist, weil sie allein von einer einzigen, hundertprozentig verlässlichen Person abhängt: „Jesu, meine Freude“.

Dass wir diese Freude kennenlernen, wünsche ich uns!

Tabea Gawor